Das Verpsrechen der Wüste - Abenteuer im Nahen Osten
Oman 1958: Voller Erwartungen bricht die britische Archäologin Joan Seabrook mit ihrem Verlobten Rory in die arabische Welt auf. Endlich wird sie ihr großes Idol, die betagte Entdeckerin Maude Vickery, treffen. Doch die Ankunft ist ernüchternd: Das Land befindet sich im Krieg, Maude reagiert abweisend und auch Rory zieht sich zunehmend von Joan zurück. Erst der britische Kommandant Charles Elliot nimmt sich ihrer an und legt ihr die prächtige Welt des Orients zu Füßen. Bis sie ein folgenschweres Versprechen gibt. Ein Versprechen, das Joan mitten hineinzieht in die gefährlichen Geheimnisse der Wüste …
Eine von steilen Felswänden eingeschlossenen Bucht, das
glitzernde Blau des Meeres und eindrucksvolle orientalische Gebäude sind
das Erste, das Joan Seabrock bei ihrer Ankunft in Maskat erblickt. Die
Hauptstadt des Oman ist genauso faszinierend, wie sie es sich in ihren
Träumen ausgemalt hat! Doch ihr großes Idol, die Abenteurerin Maude
Vickery, welche sie hier zu treffen verhofft, stellt sich als weit
weniger glamourös heraus. Ebenso ernüchternd ist es, dass Joan sich
aufgrund des im Land herrschenden Krieges nur begrenzt in der Stadt
aufhalten darf. Ein Besuch ihres geliebten Bruders, welcher für
Großbritannien im Oman kämpft, scheint gleichermaßen unmöglich.
Die
Verzweiflung, die Joan gleich zu Beginn ihrer Reise überkommt, ist also
gut nachvollziehbar. Trotzdem gibt sie nicht auf, ein Umstand der mir
sehr gefallen hat. Ihre Hartnäckigkeit wird schließlich belohnt,
denn Maude Vickery taut in ihrer Gegenwart zusehends auf und rekrutiert
Joan für ein gefährliches Unterfangen. Hier beweist die junge Frau
erneut ihren Tatendrang und großen Mut. Doch überkamen mich mit vorranschreitender Handlung immer mehr Zweifel beim Lesen: Joans waghalsige Aktionen gehen viel zu glatt über die Bühne und irgendwann schüttelte ich nur noch den Kopf. Vieles empfand ich als sehr unrealistisch,
besonders in Anbetracht der Zeit und des Landes in welchem der Roman
angesiedelt ist. Auch mit guten Kontakten zu hochrangigen Politikern und
Militärbossen, wäre es Joan niemals möglich gewesen gewisse Dinge zu
tun und damit ohne Konsequenzen durchzukommen. Ihre Unterfangen waren aber nicht nur wirklichkeitsfremd, sondern auf 600 Seiten leider auch recht mager gestreut. Diese Umstände haben der
Geschichte massiv die Spannung geraubt. Ebenso enttäuscht war ich, dass
die Protagonsitin in privaten Belangen sehr naiv daher kommt und ihre Abgeklärtheit von einem auf den anderen Moment wie weggewischt war. Die seichte Liebesgeschichte der jungen Britin war für mich deshalb absolut vorraussehbar.
Hinzu kam, dass besonders im Mittelteil des Buches die Handlung nur so dahinplätscherte. Schließlich legte ich den Schmöker öfter mal bei Seite und laß
dazwischen anderes, weil ich ansonsten wohl abgebrochen hätte. Gerettet wurde die Story meiner Meinung nach durch die Rückblenden, welche Maude Vickery in ihrer Jugendzeit begleiten. Diese Frau wurde absolut faszinierend gezeichnet: Schon zu Beginn des 20. Jahrhunderts hat sie als erste das Rub-al-Chali - das Leere Viertel, die größte Sandwüste der Welt durchquert. In Briefen erzählt sie dem Leser und ihrem besten Freund von ihren spannenden Abenteuern auf der ganzen Welt und besonders im Nahen Osten. Sie ist unbeugsam, starrsinnig und unglaublich ehrgeizig! Ihr Lebensweg wurde allerdings von einem schweren Rückschlag gezeichnet, weshalb sie im hohen Alter immer noch voller Wut und Enttäuschung ist. Sie wirkt auf Joan und auch auf mich als sehr verschroben, und doch war sie mir sofort sympathisch. Im Nachwort der Autorin erfährt man, dass ihre Figur an die britische Historikerin Gertrude Bell angelehnt ist.
Fazit: Kathrine Webbs angenehmer Schreibstil brachte mir die Schönheit des Nahen Ostens sehr gut näher. Leider kommt auf den fast 600 Seiten aber kaum Spannung auf und auch Joan als Protagonistin konnte mich nicht vollauf überzeugen. Einzig der besondere Charakter von Maude Vickery rettete mir diesen literarischen Ausflug in die Wüste des Omans. Für mich reichen schwache 2 Pflanzentöpfchen leider nicht für eine Leseempfehlung.
Originaltitel: The English Girl | Autor: Kathrine Webb | Seiten: 544 | Gebundene Ausgabe | Diana
1 Dünger dagelassen
Liebe Nina,
AntwortenLöschendu hast mir ja schon auf meinem Blog geschrieben, dass dich der Roman nicht wirklich begeistern konnte. Es ist schade, aber ich kann deine Kritik sehr gut nachempfinden, denn eine gewisse Langatmigkeit habe ich schon beim gekürzten Hörbuch verspürt. Nachdem ich deine Rezension gelesen habe, bin ich zu dem Schluss gekommen, dass in diesem Fall doch das Hörbuch besser war, auch wenn mir dort das Nachwort, das ich als interessant und auch sehr wichtig erachte, gefehlt hat.
Liebe Grüße
Susanne
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