[Autoreninterview] Antje Babendererde im Gespräch

by - Februar 01, 2018



HALLO IHR LIEBEN!

Heute darf ich euch verkünden, dass sich eine ganze besondere deutsche Autorin Zeit genommen hat, um einige Fragen zum Schreiben, ihren Reisen und ihrem neuen Buch zu beantworten. Die Rede ist von Antje Babendererde, deren Geschichten aus meinem Bücherregal nicht mehr wegzudenken sind! Nach sechs Jahren dürfen wir uns nun endlich auf eine neues Büchlein von ihr aus dem Indianerland freuen: Wie die Sonne in der Nacht erscheint im Februar 2018 im Arena Verlag. Hoffentlich kann dieser kleine Vorgeschmack eure Vorfreude auf die Geschichte wecken! Lasst mich gerne wissen, wie euch das Interview gefallen hat und ob ihr das Buch lesen werdet!









Wie bist du zum Schreiben gekommen und weißt du noch, wann du dein erstes, eigenes Buch in den Händen hieltst?
Geschrieben habe ich schon als Kind sehr gerne. Ich habe kleine Geschichten erfunden, selber Seiten zwischen zwei Pappdeckel geklebt und meine Geschichten auch selber illustriert. Als ich älter wurde, wurden die Geschichten umfangreicher, und schnell waren auch die Indianer mein Hauptthema. Das hing sicherlich damit zusammen, dass ich noch mit Fünfzehn lieber in meiner selbstgebauten Hütte im Wald saß, Kräuter sammelte und Tiere beobachtete, statt mit meinen Freundinnen in die Disco zu gehen. Ich habe meine Kindheit und Jugend ja in der ehemaligen DDR erlebt, und durfte nicht damit rechnen, jemals Indianerland zu betreten – außer in meinen Träumen. Aber schließlich wurde der Traum 1994 dann doch wahr und meine Reisen ins Indianerland haben sich seither als unversiegbare Quelle meiner Inspiration erwiesen. Mein erstes richtiges Buch hielt ich 1999 in den Händen. Der Pfahlschnitzer erschien damals im Hannah-Verlag und war ein schön gemachtes Hardcover. Der Arena –Verlag hat den Roman zehn Jahre später in überarbeiteter Auflage unter dem Titel Rain Song herausgebracht, er ist also immer noch zu haben, worüber ich mich sehr freue.

Musst du eine Geschichte vor dem Schreiben bereits zu Ende gedacht haben, oder ergibt sich die Handlung während dem Schreibprozess?
Bevor ich loslege, weiß ich natürlich, wo die Geschichte spielen wird, worüber ich erzählen will und wer die wichtigsten Figuren sind. Ich beginne immer mit einer Grundidee und die Figuren entwickeln sich während des Schreibprozesses. Während ich recherchiere und die ersten Szenen schreibe, lerne ich meine Protagonisten nach und nach besser kennen. Was die Handlung angeht, haben sie auch immer ein Wörtchen mitzureden. Manchmal sitze ich morgens vor dem Computer und denke: Mal sehen, was die beiden heute so machen.


"Mir ist wichtig, meine Leser ernst zu nehmen, 
gerade was die Irrungen und Wirrungen der ersten Liebe angeht."
Antje Babendererde
 

Du hast bereits Bücher für alle Altersgruppen verfasst, doch das Jugendbuchgenre scheint es dir besonders angetan zu haben. Was macht für dich den Unterschied beim Geschichten schreiben für Jugendliche und wieso hat dieses Genre einen einzigartigen Reiz?
Tatsächlich habe ich, als ich vor vielen Jahren darum gebeten wurde, ein Jugendbuch zu schreiben, erst einmal gesagt: „Das kann ich doch gar nicht.“ Aber ich habe die Herausforderung angenommen und dabei sehr schnell gespürt, dass ich viel lockerer schreibe, wenn ich für Jugendliche schreibe. Was Ernsthaftigkeit und Sprache angeht, gibt es jedoch keinen Unterschied. Jugendliche sind offen für alles, aber sie sind auch sehr kritisch. Mir ist wichtig, meine Leser ernst zu nehmen, gerade was die Irrungen und Wirrungen der ersten Liebe angeht. Ich möchte sie in meinen Geschichten nicht belügen und sie trotzdem nicht ohne Hoffnung aus der Geschichte zu entlassen.

In den meisten deiner Geschichten bringst du uns die verschiedensten Indianerstämme Nordamerikas näher. Gibt es dabei ein Volk, welches dich ganz besonders fasziniert? Wenn ja, warum?
Ich kann mich da nicht festlegen. Vermutlich begeistert mich immer jenes Volk am meisten, über das ich gerade schreibe, weil ich durch meine Recherchen viel erfahre und dadurch in eine neue, faszinierende Welt einsteige. Den Lakota in PineRidge, South Dakota, fühle ich mich sehr verbunden, weil ich viel Zeit bei ihnen verbracht habe und dadurch eine Ahnung von ihrem komplizierten Leben bekommen habe. Die Kultur der Nordwestküstenindianer hat es mir ebenfalls sehr angetan. Und während meiner Recherchen für Wie die Sonne in der Nacht in New Mexico bin ich in die unglaublich komplexe Welt der Pueblo-Indianer eingestiegen. Auch das dürfte eine große Liebe für immer sein. Da gibt es noch so viel zu entdecken und zu verstehen. Das die Pueblo-Indianer Fremden den Zugang zu ihrer Kultur zumeist verwehren, macht das Verstehen noch schwieriger, aber auch zur besonderen Herausforderung.

Um deine Bücher zu schreiben, bist du bereits ins Indianerland gereist und hast dort wertvolle Erfahrungen sammeln dürfen. Welches Erlebnis war für dich dabei bisher das Schönste?
Oh – da gibt es so viele Erlebnisse, und jedes war auf seine Weise besonders und schön. Die wilden Stürme (inklusive Todesangst), die ich erleben durfte. Die Tage auf der Ranch von Carrie und Cliff Dann in Nevada, zusammen mit meiner Freundin Okaadaak. Die Umbettung eines vor 100 Jahren verstorbenen Häuptlings in Pine Ridge. Mit seinem Enkel Chief Joe American Horse in der Schwitzhütte zu sitzen. Ein Potlatch in Neah Bay, bei dem ich einer meiner Romanfiguren aus Der Pfahlschnitzer begegnet bin. Die Magie eines Sonnentanzes in den Black Hills. … ich weiß nicht, wo ich aufhören soll. 

 
Wie die Sonne in der Nacht

Am Ende ihres Austauschjahres in New Mexico sucht Mara das Abenteuer. Und es fällt ihr buchstäblich vor die Füße: in Gestalt eines verletzten Jungen mit rabenschwarzem Haar, der ohne Gedächtnis ist und ohne Sprache. Einzig an seinen Namen kann er sich erinnern – Kayemo. Gemeinsam brechen die beiden in die Wildnis auf. Sie entdecken geheime Orte der Pueblo-Indianer und Spuren, die in Kayemos Vergangenheit führen. Mit jedem Schritt dringen mehr dunkle Geheimnisse an die Oberfläche. Geheimnisse, die die wachsenden Gefühle zwischen Mara und Kayemo unmöglich zu machen scheinen. Aber längst schlagen die Herzen der beiden füreinander …




Dein neuestes Werk „Wie die Sonne in der Nacht“ erscheint bereits nächsten Monat (Februar 2018). Was war dein Anstoß für diese neue Geschichte bzw. wie kam dir die Idee zu Maras Abenteuer in New Mexico?
Die Idee zu dieser Geschichte kam mir schon vor vielen Jahren, als noch kein einziges meiner Bücher veröffentlicht worden war. Die Geschichte eines Jungen, der ohne Kontakt zur Außenwelt mit seiner stummen Mutter in den Bergen New Mexicos aufgewachsen war, durch ein Ereignis in die Stadt verschlagen wurde und dort auf ein weißes Mädchen traf. Damals gab es noch die Parallelgeschichte des Vaters, der Schriftsteller ist und nicht mehr schreiben konnte, seit er seine Familie verloren hatte. Damals wusste ich kaum etwas über die Pueblo-Indianer. Inzwischen bin ich mehrere Male in New Mexico gewesen und 2016 habe ich einen Monat lang dort recherchiert. Danach habe ich die Geschichte völlig neu geschrieben. Und dadurch, dass Mara aus Deutschland kommt, sind die Welten, die da aufeinanderprallen, noch verschiedener. Dadurch war aber auch mehr Potential für lustige Szenen.

Gibt es eine Figur in deinem neuen Roman, welche dir ganz speziell am Herz liegt? Wenn ja, warum?
Ich denke, diese Figur ist Kayemo. Mich in Mara hineinzuversetzen, fiel mir nicht so schwer, aber Kayemo, mit seinem Hintergrund, seiner Aufgabe und seiner Zerrissenheit … der Bursche hat mir einiges Kopfzerbrechen bereitet. Doch umso mehr ist er mir ans Herz gewachsen. Ich will hier aber nicht allzu viel über ihn verraten.

Es gibt einige Zentren der Pueblo Kultur. Warum fiel deine Wahl für „Wie die Sonne in der Nacht“ auf New Mexico? Was macht diesen Schauplatz besonders attraktiv?
In Arizona leben die Hopi, aber über sie ist schon viel geschrieben worden und dort hätte ich auch keinen Platz für eine Austauschschülerin gefunden, denn die Gegend ist sehr abgelegen und karg. Die 19 Rio Grande Pueblos in New Mexico und ihre Bewohner haben es mir sehr angetan. Ich mag ihre Art zu leben und mich fasziniert die Geschichte ihrer Vorfahren, der Anasazi (korrekt: Ancestral Puebloans) und deren Verbindung nach Mesoamerika. Ebenfalls spannend: die Pueblo-Revolte von 1680 und welche Bedeutung sie heute noch hat. Ich habe ja für meinen Roman ein zwanzigstes Pueblo erfunden, Pueblo Quemado, das in der Nähe von Taos-Pueblo liegt. Die Gegend dort ist magisch, und ich fand wirklich alles, was ich für meinen Roman brauchte. Glücklicherweise habe ich dort auch mit Menschen reden können und bekam Zugang zu einer Menge Material, sodass ich mich letztendlich entschied, den Roman in den Sangre de Christo Bergen in der Nähe von Taos anzusiedeln.

Wie lange hat es gedauert, bis du das Werk zu Papier gebracht hast? Gehen dir Buchprojekte generell flott von der Hand, oder hast du bereits mit Schreibblockaden zu kämpfen gehabt?
Für den Roman (knapp 500 Seiten) habe ich ungefähr ein Jahr gebraucht. Da die Geschichte sich größtenteils zwischen den beiden Hauptfiguren Mara und Kayemo abspielt, ging sie mir flott von der Hand, denn es hat ungeheuren Spaß gemacht, die beiden ins Abenteuer zu schicken. Schreibblockaden kenne ich durchaus, und es gibt Zeiten, in denen ich mich sehr quäle beim Schreiben, aber das war bei Wie die Sonne in der Nacht nie der Fall.

Wie zufrieden bist du mit der Titelwahl und der Covergestaltung von für „Wie die Sonne in der Nacht“? Stammten einige Ideen dazu sogar von dir?
Beides gestaltete sich anfangs schwierig. Über den Titel bin ich sehr froh, denn es ist ein Zitat aus dem Roman und er unterliegt deshalb keinem Trend oder ist an den Haaren herbeigezogen. Das Cover hat einigen Leuten im Verlag und auch mir schlaflose Nächte bereitet. Mir war wichtig, dass es einen direkten Bezug zum Inhalt gibt, und ich freue mich sehr über das, was am Ende dabei herausgekommen ist.

Was möchtest du unseren Lesern am Ende dieses Interviews gerne noch mitgeben?
Die Indianerfans unter meinen Lesern mussten 6 Jahre auf einen neuen Indianerroman von mir warten und ich hoffe, sie werden von Wie die Sonne in der Nacht nicht enttäuscht sein. Es geht um die Begegnung zweier sehr verschiedener Menschen mit sehr unterschiedlichen Auffassungen, um eine faszinierende Kultur und eine verrückte Geschichte in einer einzigartigen Landschaft. Ich bedanke mich bei meinen Lesern für ihre Treue, trotz der „Indianerpause“, und wünsche allen mit Wie die Sonne in der Nacht vergnügliche Lesestunden.
Herzlich, eure Antje 


Vielen Dank liebe Antje, dass du dir Zeit für meine Fragen genommen hast! Ich kann es kaum erwarten, dein neues Büchlein in den Händen zu halten! ♥  



Weitere Werke der Autorin 


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9 Dünger dagelassen

  1. Hallo,
    ein schönes Interview. Leider kenne ich die Autorin noch nicht, werde aber später einmal einen genaueren Blick auf ihre Bücher werfen. Ich wünsch dir ein schönes Wochenende.
    Liebe Grüße
    Viki

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    1. Ich kann dir nur empfehlen es mit einem Büchlein der Autorin zu versuchen liebe Viki. :) Du wirst sicher nicht enttäuscht! Auch dir ein schönes Wochenende!

      Bussi, Nina

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  2. Tolles Interview! Ich habe von ihr vor einigen Jahren mal zwei Bücher gelesen und geliebt und möchte seitdem eigentlich noch mehr lesen, das hat sich aber irgendwie nie ergeben. Schön, dass es wieder etwas neues von ihr gibt :)

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  3. Huhu Nina,
    als ich den Namen der Autorin in der Überschrift gelesen habe, war ich ein wenig gespannt. Der Name sagte mir noch gar nichts. Dann habe ich das Buchcover gesehen und dachte mir "hey, das kennst du doch!" Ich habe dieses Cover auf einigen Blogs bereits entdeckt und mir daher auch den Klappentext schon etwas genauer angesehen. Ich fand das Setting ziemlich interessant und bin schon jetzt sehr neugierig auf die ersten Rezensionen. Auch überlege ich derzeit stark es bereits jetzt auf die Wunschliste zu setzen.

    Dein Interview hat mir unglaublich gut gefallen. Ich fand es interessant zu lesen, dass die Autorin bereits selbst durch Reisen Erfahrungen gesammelt hat. Ich nehme an, dass diese Erfahrungen dazu beitragen werden, dass die Geschichte noch intensiver auf den Leser wirkt.

    Hast du das Buch schon vorbestellt? Wirst du es bald lesen dürfen?

    Ganz liebe Grüße
    Tanja :o)

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    1. Hallo liebe Tanja!

      In Antjes Geschichten merkt man auf jeder Seite, dass sie eine ganz besondere Beziehung zu den Eingeborenen Amerikas hat und durch ihre Reisen viel Wissen angesammen konnte. Wenn dich das Thema reizt, dann kann ich dir also nur empfehlen eines ihrer Bücher zu versuchen. Ich war bisher immer sehr angetan! :D

      Bussi, Nina

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  4. Hallo Nina,

    danke für die spannenden Einblicke und Fragen. Ich habe Antjes neuestes Werk gerade als Hörbuch begonnen und finde es interessant, die Hintergründe des Romans zu lesen und welche Figur ihr eher leicht oder schwer gefallen ist zu schreiben.

    Liebe Grüße
    Desiree

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    1. Ganz viel Freude damit liebe Desiree!!
      Ich bin schon mega gespannt auf deine Rezension dazu. :D

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